From trends to the timeless. Dieses Wochenende bin ich in die Oase der modernen Architektur und zeitlosen Designs eingetaucht – dem Vitra Campus in Weil am Rhein. Ein Ensemble aus relativ spontan entstandenen Werken der Weltarchitekten wie Herzog & De Meuron, Zaha Hadid, Frank O. Gehry, viele – aus ihren Anfangsjahren, jedes Gebäude mit seiner Philosophie, in einer harmonischen heterogenen einladenden Landschaft.
So viel zu erkunden, und nichts ist störend. Diese Vielfältigkeit und gleichzeitig Harmonie der Stile und Ansätze überwältigt nicht, sondern lässt genug Raum. Der weitläufige Platz erlaubt zum Beispiel, durch Entfernung eine Beziehung zu jedem Gebäude aufzubauen. Raum zu schaffen, um sich zu nähern... oder es nicht zu tun. Das Auge bleibt an zufälligen Objekten stehen, die gewollt ihren Platz auf der Wiese oder an einer anderen perfekten Stelle des Blickwinkels platziert wurden – es gibt genug Platz für Spielereien! Die Werke respektieren einander und sind bewusst in Relation zueinander platziert und entworfen. Dies verleiht dem Campus seine Einzigartigkeit.
Hier gibt es keinen offensichtlichen Rundgang, keine eindeutige "Customer Journey". Die Architektur ist da und bietet eine Umgebung, im einfach zu sein, im Moment präsent zu bleiben. So habe ich’s zumindest empfunden. Du bist nicht gezwungen, zur nächsten Station zu rennen, weil der Planer das so gedacht hat. Ich hatte Zeit und konnte sie auch für meine Beobachter-Momente nutzen. Zum Beispiel weiß ich jetzt, was dieser Vitra Vogel soll 😄! Die Wiesen sind in dieser Jahreszeit von Saatkrähen überfüllt. Irgendwie passen die schwarzen Rabauken zwischen den ganzen bunten Eames Chairs draußen perfekt ins Bild 🐦.
Mein neuer Star Architekt ist Tadao Ando. Ich fand mich wieder, in seinem Ansatz für Architektur, die nicht höher sein darf, als die schönen Kirschbäume drum herum, und sie nicht bedrängen darf. Der Konferenzpavillion lässt sich generell leicht übersehen. Auf einmal stehst du so daneben. Wie egofrei von Tadao. Und das als sein erstes Projekt im außerhalb Japans. Ich ziehe den Hut ab, ich könnte niemals so entwerfen, so leise und umhüllend. Ich muss noch von ihm lernen. Hab ein Buch über ihn mitgenommen, sind ja 5 Stunden Rückfahrt.
Vitra, die Familie Fehlbaum, hat das alles ermöglicht! Für mich ist es ein fabelhaftes Beispiel für ein Familienunternehmen, das mutig mit der Zeit schreitet, spielerisch auf die Gesellschaft reagiert und dadurch am Ball bleibt. Ohne sich auf eigene Produkte einzuschränken, haben sie eine Plattform für Designjunkies geschaffen, wo irgendwie auch jede*r willkommen ist, auch Hunde. Ich wünsche, renommierte Familienunternehmen in Deutschland würden sich ein Beispiel daran nehmen. Diese progressive Philosophie zieht sich in allem durch. Hier lebt der Geist der Ästhetik, der verspielten experimentellen Design-Ansätze im Einklang mit zeitlosen Ikonen, mit Geschichte und Respekt für Zufälle. Ohne ein Lied an Vitra singen zu wollen – ich liebe es hier! Ich komme immer wieder, nächstes Mal mit meiner Familie.
Ich habe noch ganz viele Insights zu Farbe, Form- und Stilsprache, zur digitalen Entwicklung und unserer Gesellschaft mitgebracht. Solche wolkigen Eindrücke sind keine einzelne geschlossene Story, aber für mich ist das die beste Inspiration. Sie flechten sich in meine Denke ein und lassen sich später in meinen Entdeckungen und Entwürfen erblicken. Ich lerne immer wieder Neues und ich sollte immer offen und dankbar dafür sein 🙏. Manchmal fällt es schwer, sich unwissend zu sehen... aber das ist so ein patriarchisches Ding. Aufgefüllt und müde kehre ich zurück und freue mich auf die nächste Zeit, auf neue Baustellen, Projekte und Zufälle. Lasst bald von euch hören!
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