In den Instagram Reels ist es in Island sehr idyllisch, mit Harry Styles hinterlegt und du weißt: da muss ich hin, ich Weltmensch.
Dann begibst du dich hierhin, und es ist wirklich ein Traum. Ein anderer Planet mitten im Atlantik. In der Realität ist Island aber auch sehr rau, und manches erscheint wirklich lebensfeindlich. "Das gute Wetter letzte Woche war nur wegen des Vulkanausbruchs". Aha…
Und wisst ihr was, ich liebe es hier. Hier kannst du nicht immer Urlaubs-happy rumlaufen, denn manchmal ist es tough. Island ist wie es ist, es versucht dir nicht zu gefallen, sogar im Gegenteil. Es schnauzt dich an, ist regnerisch und kalt, und du darfst auch schlecht gelaunt sein, weil du in dieser Hütte sitzt - und keine Wanderung heute. Island sammelt Wut und es gibt Erdbeben. Dann kommt diese Wut in Form eines Vulkanausbruchs heraus. Goosebumps. Hier ist es so nah zur Erde, du hörst sie atmen. Sie hat einen Herzschlag und ich habe auch einen. Zwei.
Menschen hier sind anders. Sie verstecken sich nicht hinter den sozialen Regeln, sind laut und in der Thermenumkleide selbstbewusst. Sie leben und machen einfach, was sich richtig anfüllt. Am Feiertag sind die Geschäfte zu, aber wer möchte darf aufmachen. Nicht der Staat entscheidet, du entscheidest. Mehr Eigenverantwortung please. Weniger idiotensicher.
Sie stressen sich nicht, es ist gefährlich genug draußen. Wie ein Isländer mir gesagt hat, "everyone can do or be whatever he/she wants. And everyone knows and counts on that". Ich fühle mich richtig angesprochen. Ich vermisse es sehr.
Und die Landschaften. Schwarz und grün, alle meine nordischen Grüntöne. Ozean und Lavagestein. Hügel, die aussehen wie Brotkrusten. Moos, Unmengen von diversem Moss. Du kannst dich mit dem Blick in diese unendliche Weite der Landschaft vertiefen, oder in die unendliche Tiefe des Mosses. Flüsse, denen nichts im Wege steht. Alles bewegt und verändert sich, manche Flächen sind erst 9000 Jahre alt. Wir sind so klein und so kurz hier…
Dieser Post ist wie Island, nicht schlüssig, nicht ortsgemäß, aber echt und hautnah. Ich komme unbedingt zurück. Eine andere, ältere, erwachsenere ich, eine Mutter. Ich schaue mir an, wie die kleinen Bäume gewachsen sind. Vielleicht ist die Welt dann bewusster. Vielleicht haben wir dann geschafft, unsere Wirtschaft umzulenken. Vielleicht ist die ältere Generation dann zu uns näher, und es gibt Gleichberechtigung. Vielleicht sind wir dann unabhängig von toxischen Diktaturen und patriarchischen Werten. Vielleicht ist Deutschland dann sein Schuldgefühl los. Vielleicht gibt es keinen Krieg mehr.
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