Ich sitze auf der Felldecke in einer winzigen hölzernen Cabaña (Hütte), beim Kaminfeuer und mit einem Schluck Patagonia Kraftbier, habe mein Buch weggelegt, um Euch die wunderschönen Eindrücke der letzten Wochen herüber zu schicken. Wie einen Satelliten in den Sternenhimmel 💫!
Ich bin in Chile angekommen. Endlich haben wir uns mit der Family wiedervereint, umarmt. Ich lerne langsam, Dinge nicht zu bewerten und nicht zu overthinken, sondern loszulassen. Ich lerne, nicht zu viel zu planen, sondern im Jetzt zu sein, zu wollen und zu handeln. Die Emails müssen leider ein paar Tage liegen bleiben, aber ich bin hier. Ich habe wieder angefangen, in meinem Skizzenbuch zu zeichnen. Zum ersten Mal seit der Wanderung zum offenen Fjagradasfjäll vor anderthalb Jahren, seit meiner frühen Schwangerschaft. Und jetzt kann ich nicht mehr aufhören zu zeichnen 😍! Einfach so, für mich, ohne Bewertung.
Ein Tapetenwechsel ist in Chile wortwörtlich gemeint: im nächtlichen Sternenhimmel sehen wir hier komplett andere Sterne, als in Europa. Sterne, die wir noch nie erblickt haben! Die Sonne bewegt sich hier von rechts nach links, und der Mond wächst auch von rechts nach links. Vor ein paar Tagen sind wir im nördlichen Patagonien angekommen, das Klima ist sehr ähnlich wie in Deutschland, aber die Pflanzen und die Vögel (🤯) sind ganz andere. Ich fühle mich hier wie auf einem anderen Planeten. Der Fuji-ähnliche Vulkan Ozorno wacht über der Landschaft wie eine Gottheit (natürlich eine weibliche 😄). Den Gletscher auf dem Vulkan kann man schmelzen hören, wenn man ganz still lauscht... Majestätisch.
Immer mehr tauche ich hier in die ökologischen Problematiken ein. Die Menschen in Chile sind sichtbar vom Klimawandel bedroht. Meine Partner von Unit, die Experten in Lösungen für Wasserspeicher, entwickeln ihr Werk und helfen Communities, an Trinkwasser zu kommen und Ökosysteme wiederherzustellen. Hier vor Ort kann ich besser in Ihre Identität eintauchen und helfen, diese in ihre Räume zu implementieren. Ich erzähle ihnen mit Gänsehaut darüber, wie Biophilic und Natural Design Arbeitsumgebungen verändert und Zugehörigkeitsgefühl stärkt, und sie erzählen mir über ihre großen Pläne. Fantastisch, auch an diesem magischen Ort Community zu haben 🫶.
In den letzten Wochen haben uns schlimme Nachrichten über Alexey Navalnys Tod eingeholt. Es ist komisch, sich gleichzeitig sehr amazed und sehr traurig zu fühlen... Sehr unnatürlich für die Psyche. Am Freitag kamen wir zur russischen Botschaft und haben Blumen hingelegt. Gleich sofort kam ein rangierter Mitarbeiter und sagte, wir können die Blumen direkt wieder mitnehmen, sie würden sie sonst direkt wegschmeißen. Kalt zynischer Ton, nicht in die Augen schauend. Ich habe mich wie damals in Russland gefühlt... Ich bin froh, dass Navalnys Bewegung weitergeführt wird, ich freue mich wieder dabei zu sein, wenn ich zurückkomme... Trotzdem diese Traurigkeit. Er ist nicht mehr da.
Aber Deutschland hält auch gut mit! Unser Vermieter hat sich gemeldet und gedroht, meinen Papa, der auf die Wohnung aufpasst, rauszuschmeißen, weil er die alten Nachbarn von unten nicht jedes Mal angrinst 🤯. Er hat doch einen Doktortitel, der Vermieter, meine ich... 😆 Naja.
Ganz ins Herz Patagoniens schaffen wir es nicht. Reisen mit Kleinkind ist doch ein Vollzeitjob! Aber ich genieße, wie mein Bebé sich in der wilden Natur frei fühlt, mein kleiner Wilder. Übrigens, den Geburtstag haben wir gefeiert, wie ich mir nicht vorstellen konnte: mit Pool, Seifenblasen, Live-Jammen und Grillen unter dem Milky Way. Die Chilenen sagten dazu, wenn das sein erster Geburtstag ist, wie soll der 18. bitte sein 😎?
Ich drücke Euch ganz fest! Nur ein paar Wochen, dann bin ich wieder da, freue mich schon auf Zuhause und auf die Updates, die Ihr angefragt habt 😉. Ich habe gehört, in Deutschland herrscht schon Frühlingsluft 🌸? Dann geht's ab jetzt nur noch Berg ab!
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